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Wojtek – Eine pelzige Angelegenheit

Zur einen Hälfte Bär und zur andere Promille. Die Geschichte des polnischen Greifreiten Wojtek ist unglaublich, aber wahr.

Vergesst Yogi Bär, Pu oder den namenlosen Bären, dem ich für den Versuch, Leonardo DiCaprio aufzuschlitzen, persönlich einen Oscar geben würde. Die Geschichte von Wojtek, dem Bären, werdet ihr niemals vergessen. Polen ist bekannt für schlechte Straßen, schöne Frauen und die geflügelten Husaren – aber auch dafür, dass es in den letzten drei Jahrhunderten regelmäßig von seinen Nachbarstaaten geradezu auseinandergenommen wurde. Im zweiten Weltkrieg war das nicht anders, als die Zweite Polnische Republik (die gerade erst 1918 auf den Karten Europas aufgetaucht war) direkt von zwei Supermächten geteilt wurde. Dass sich die deutschen Nazis und die sowjetischen Kommunisten abgrundtief hassten, ist kein Geheimnis. Trotzdem teilten sie die Vorliebe dafür, sich Polen einzuverleiben, auszubeuten und je nach Belieben, also praktisch bei jeder Gelegenheit, aller rechte zu berauben.

Während mittlerweile jeder Grundschüler weiß, dass die Nazis fleischgewordene Monster waren, wird die Rolle der Sowjetunion oftmals verschwiegen.  Polnische Kriegsgefangene, die nicht sofort oder später in Katyn exekutiert wurden, landeten in sogenannten Gulags. Viele (und ich meine wirklich viele, also um die 250.000) wurden nach Sibirien geschickt, wo menschenwürdige Temperaturen per Dekret von Stalin verboten waren. dort durften sie in dunklen höhlen zwölf Stunden am Tag Eis kaputtschlagen. Ja, ohne Grund. Zum Abendessen gab es dann ein Scheibenbrot, oder Rote-Beete-Suppe, die gerne mal mit der Pisse edler Genossen gewürzt wurde. Hitlers Entscheidung, die Grenzen des »dritten reiches« ostwärts zu erweitern, hat Stalin so schwer verwirrt, dass er einen Teil der polnischen Armee aus der Gefangenschaft entließ. diese hat sich —  oh Wunder —  nicht mit der roten Armee verbrüdert, sondern zog geschlossen in den Iran, um letztendlich den 2.  Korpus der polnischen Armee zu bilden. Ihre Mission war es, nach Palästina zu gelangen, um der hilfsbedürftigen 8. britischen Armee bei der Invasion von Italien zu helfen. Alleine würden die das wohl nicht hinkriegen.

Wojtek auf den Fahrzeugen der polnischen Armee.

Das Souvenir
Auf dem Weg trafen die Soldaten der 22. Transport Division auf einen kleinen Jungen, der mit einem Leinensack durch die iranische Wüste wanderte.  der Junge sah so erschöpft aus, dass die vom Mitleid erschlagenen Soldaten ihren Proviant mit ihm teilten. Sie gaben ihm ein paar Schokoriegel und Cracker.  der kleine Junge legte den Leinensack ab — und ein kleines schwarzes Wollknäuel rollte heraus: Es war Wojtek »Theo Nazislayer«. die entzückten Polen gaben dem Jungen etwas Geld und nahmen den ausgehungerten bärenjungen an sich, um ihn aufzupäppeln – zunächst mit Milch und Fleisch. der Weg nach Palästina war steinig und lang.  Wojtek wurde über die Zeit zum inoffiziellen Maskottchen der 22sten. Er chillte mit den Männern am Feuer, trank, fraß und schlief bei ihnen. Er liebte Zigaretten und Bier.  Letzteres trank er wie ein Student im ersten Semester, der noch nie ohne seine Eltern auf Party war. Aber den größten Kick gab ihm das Wrestling mit seinen Freunden. Natürlich war er der beste Ringer in der gesamten Kompanie, er wog über 250 Kilo und war einen Kopf größer als jeder andere.  Er konnte mit seiner Tatze bäume umhauen.  Ein Kämpfer wie Mike Dyson in der 80ern.  Wojtek wurde ein Teil der Einheit, er gehörte nun zu der »band oft Brothers«.  der »Kampf bar« steigerte die Moral der Männer, die jahrelang in stinkenden Gulags festgehalten worden waren und verwandelte   sich   selbst   in einen hart saufenden, viel Rauchenden, massiv behaarten   Soldaten.   Er   wurde einer von ihnen.  Witzig war er auch noch.  Jedes Mal, als die 22ste weiterzog, um anderswo stationierten Nazis Walhalla aus der Nähe zu zeigen, stellte sich Wojtek auf seine Beine und lief direkt zum    Beifahrersitz des nächstgelegenen Transportes Trucks Er ließ es sich nicht nehmen, Passant tun das Fürchten zu lehren, indem er —  sehr zur Belustigung der Crew   —   seinen  riesigen  Bären Kopf grölend aus dem Fenster lehnte.

 

http://www.iwm.org.uk/collections/item/object/205129419
Wojtek ringt mit seinem Kumpel.

Waschbär?
Wojtek hat das ringen, rauchen und Saufen für sich entdeckt, was man noch verstehen konnte. Aber aus irgendeinem unerklärlichen Grund liebte er es, zu duschen. Ein Witzbold hatte Wojtek gezeigt, wie man die dusche benutzte und warmes Wasser laufen ließ. Nun konnte man den bären mit dusch-fetisch meist in der Nähe einer Warmwasserleitung finden.  Ein  feindlicher  arabischer  Spion  wusste  das nicht. Als dieser sich ein bad gönnen wollte, aber unerwartet einen ausgewachsenen iranischen Schwarzbären  vor  sich  stehen  hatte,  ließen  seine  Schließmuskeln locker. Wojtek konnte den Spion nicht leiden. Er sah wahrscheinlich nicht aus wie ein  Pole  und  es  missfiel  ihm  zutiefst,  dass  dieser  Fremde  sein  kleines  Paradies  vollgekackt  hatte,  also  klatschte  er  ihn erstmal weg.  Kurz  darauf  trafen polnische Soldaten ein, identifizierten den Spion  und  nahmen  ihn  fest.  Er  gab  informatio-nen über wichtige Positionen der Nazis preis, ohne großes Verhör. Warum auch? der Araber wusste, was ihm drohte. Wojtek wurde reichlich belohnt: er durfte unter der dusche saufen.


Ein sehr cleverer Schachzug

Als die Kampagne der Polen endlich in die »heiße Phase« kam und es um die Wurst ging, war Wojtek schon ein recht großer Kollege. Das britische Kommandozentrum wurde auf ihn aufmerksam und es gefiel den Engländern kein bisschen, dass die Polen sich einen Bären als Haustier halten. Sie wiesen darauf hin, dass Haustiere im Krieg nichts zu suchen hätten und befahlen ihren Verbündeten, Wojtek loszuwerden. diese dachten allerdings nicht einen Moment daran, den Befehl auszuführen. Stattdessen machten sie aus Wojtek ein Fach einen Soldaten, indem sie ihm einen rang und offiziellen Status verliehen — mit allem, was dazugehört. An jenem Tag wurde der Bär zum Gefreiten Wojtek, Mies ́ bojowy. die Briten akzeptierten den Schachzug.

Bundesarchiv, Bild 146-2005-0004 / Wittke / CC-BY-SA 3.0
Mont Cassino während der Schlacht.

Blutgetränkter Klatschmohn
Eine der für die polnische Armee wohl ruhmreichsten Schlachten des Zweites Weltkrieges wurde in Montecassino ausgefochten. die Armee von    General Anders sollte ein schwerbefestigtes Berg Kloster einnehmen. Alle bisherigen Versuche, die Nazis zu stürmen, waren kläglich gescheitert. Man erzählte sich, dass der Klatschmohn deshalb rot war, weil er das Blut der Soldaten trank. die Polen machten sich bereit.  Alles hing von ihrem Erfolg ab.  Sie durften nicht scheitern.  Während der Schlacht schleppte Wojtek Granaten und bis zu 50 kg schwere Artilleriemunition von A nach bunter permanentem Beschuss aus allen Positionen der Nazis. Es gab keine Pause für ihn, aber vielleicht hätte er auch keine gewollt. Wojtek wurde nicht müde, weil seine Freunde auf ihn zählten, so wie er immer auf sie zählen konnte.  Er kämpfte also tagelang, unermüdlich und unerschrocken.  das tat der Moral der Polen sehr gut.  Als den deutschen hingegen klar wurde, dass ein riesiger Bär gegen sie kämpfte, wurde ihre treue dem Führer gegenüber vermutlich stark auf die Probe gestellt.  die Polen hatten einen nazimordenden Alkoholiker bar auf ihrer Seite.  die Wehrmacht war machtlos. Letztendlich brachen die Verteidigungslinien und Montecassino wurde eingenommen. Wojtek, mit einer schweren Granate in den Pfoten, wurde zum Emblem der 22. Artillerie Division der polnischen Armee. der bär und seine Freunde haben die »Krauts« aus Italien gejagt und waren dabei nicht zimperlich.  Nach dem Krieg wurde Wojtek im Zoo von Edinburgh stationiert. Er starb im Sommer 1963 im Alter von 22 Jahren. Jedes Mal, wenn er Besucher polnisch sprechen hörte, spitzte er die Ohren und rief nach ihnen. oft waren es seine Freunde aus der 22sten. Sie besuchten ihn oft, brachten ihm Bier und Zigaretten. Und das ringen konnten sie auch nicht lassen, um der guten, alten Zeiten Willen. diese Geschichte ist unglaublich, ob Mythos oder war – in Edinburgh gibt es Monumente und Sät-tuen des Bären.  im London Museum oft War hat er seinen eigenen Bereich, ebenso im Canadian War Museum. Wojtek ist ein Kriegsheld.

Chwała Bohaterom!

pn

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